Die schöne Möhre Tunicht Gut
Ein verstörendes Reimlein mit Gemüse (einem)
Die schöne Möhre Tunicht Gut,
tat was Möhren eben tun.
Mit krausem Grün gen blauem Himmel,
und lock’rer Wurzel auf dem Boden,
stürzt sie sich ins bunt‘ Gewimmel,
hat großen Spaß, ganz ungelogen!
Doch läuft der Mörder Schnipp Schnapp rum,
und ist dabei so gar nicht dumm.
In Verkleidung einer Gurke lang,
um die Polente zu verwirren,
ist ihm weder Angst noch Bang,
Was sollt‘ denn schon passieren?
Da sieht der Schnapp die Möhre geh’n,
und hat flugs seinen Schnipp da steh’n.
Es ist wohl Liebe auf den ersten Blick,
ein warm‘ Gefühl, das sich ausbreitet,
sehnt‘ er sich heiß nach diesem Fick,
Das die Möhre auf ihm reitet.
Also spricht der Schnapp die Möhre an,
und empfiehlt sich ihr als starker Mann.
Das macht die Tunicht zügig schwach,
sehr zu Schnapps ganz große Freude,
denn so läge sie bald flach,
es wär ’ne ziemlich geile Beute.
Und beide suchen sich ein stilles Eck,
um dort zu sein so ziemlich nett.
Nach der Tat denkt sich der Schnapp,
von Beruf halt Mörder aus Passion,
wie bekomme ich diese Gut ins Grab?
ach, das ergibt sich schon.
Doch da spürt der Schnapp im Herz den Stich,
denn einer schönen Möhre traut man nicht.
Die Tunicht Gut hat’s Messer gezogen,
und in den Schnapp tief reingestochen,
ihn um die Mörder Tat ganz fies betrogen,
und er hat es nicht gerochen.
Da liegt der Mörder tot im Blut,
und die Tunicht fühlt sich richtig gut.
Mit einem Liedchen auf den Lippen,
die Straße führt nach Hause runter,
lässt sie ihre Hüften wippen,
und ist dabei so ziemlich munter.
Die schöne Möhre Tunicht Gut,
die liebend gerne meuchelt,
tat was Möhren eben tun,
und sei ’s auch nur geheuchelt.
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