… und ich auch – jedenfalls auf dem Auge, das sich ansonsten die olympischen Spiele anschaut. Doch die olympischen Sommerspiele 2008 sind keineswegs mit meinem moralischem Empfinden zu vereinbaren.
Das sich China an keine echte Abmachung halten wird, war im Vorfeld klar. Es nun sieben Jahre später auf Sprachschwierigkeiten zu schieben, ist Unsinn. Es gibt genug Übersetzer und es gibt wasserdichte Verträge, die olympischen Spiele sind ja kein Kindergeburtstag. IOC-Präsident Jacques Rogge präsentiert uns hier Lügen für Kinder, wie sie uns von Terry Pratchett in „Die Gelehrten der Scheibenwelt“ so sinnig erklärt werden.
Alle an den olympischen Spielen 2008 Beteiligten habe gute Gründe, warum die Spiele in China stattfinden sollen und warum man teilnehmen müsse und dass ja alles nur halb so schlimm sei. Immerhin hat sich China geöffnet und bereits kleine Zugeständnisse gemacht. Bravo, Applaus! Weil der kleine Li seine Schwestern und Brüder nur noch mit der Hand statt dem Stock schlägt, belohnen wir ihn mit der riesigen Olympia-Wundertüte. Das nenne ich mal eine verdammt gute erzieherische Maßnahme. Das ist ja viel besser als der stille Stuhl der Super Nanny.
Ich kann es schon vor meinem geistigen Auge sehen, wie die Marathonläufer mit ihren Staubschutzmasken durch die prächtigen Straßen der Stadt laufen – zugegeben, die hässlichen Häuser wurden vorher abgerissen, nachdem man die Bewohner zwangsenteignet und notfalls zum Krüppel geschlagen hat -, dann medienwirksam durch den sonnigen Park mit der grandiosen Bepflanzung laufen – das Wasser zur Bewässerung bekommt man natürlich, in dem man das Trinkwasser der Einheimischen umleitet, die können ja 20 Kilometer bis zum nächsten dreckigen Brunnen laufen, ist dann wohl auch Sport – und anschließend auf dem Podest bejubelt werden – von den Chinesen, die in Zwangsseminaren das richtige Jubeln lernten. Ja, da kann man auf seine Medaille doch stolz sein.
Aber was hätte man auch Anderes machen sollen? Die Spiele einem anderen Land übergeben geht gar nicht. Als Medienvertreter zu Hause bleiben geht auch nicht. Als Medienanstalt die Berichterstattung ablehnen geht überhaupt nicht. Als Sportler seine Teilnahme verweigern geht ja nun ebenso wenig. Verdammt, wäre ja doof man könnte was machen.
Nun, wir könnten wenigstens der olympischen Mannschaft von Amnesty International zujubeln, uns von der tollen Pressefreiheit in China überzeugen oder einfach mal einen Blick auf die glücklichen Chinesen werfen. Klasse, das mit meinen GEZ-Gebühren die Berichterstattung finanziert wird. Und ich dachte immer es wäre strafbar unbeteiligt einem Verbrechen zuzuschauen – muss ich mich wohl geirrt haben …