Totgesagte leben länger …

… oder werden sie einfach nur künstlich am Leben gehalten? Der Patient, über den wir hier sprechen, nennt sich „Deutsche Rollenspiel Szene“. Diese lag in den letzten Jahren scheinbar brach, Rollenspiele wurden eingestellt und brachten den Verlagen nur wenig Geld oder Verluste und nur wenige starke Spielsysteme dominierten den Markt. Doch diese Zeiten scheinen vorbei, scheinbar herrscht wieder Goldgräberstimmung unter den Herausgebern und Lizenznehmern. Kaufen die Deutschen wieder mehr Rollenspiele oder streiten sich einfach nur mehr Hunde um den selben Knochen? Das ist wohl des Pudels Kern.

Trenne dich nicht von deinen Illusionen. Wenn sie verschwunden sind, wirst du weiter existieren, aber aufgehört haben zu leben.
– Mark Twain

Nun, der Patient scheint aus dem Koma zu erwachen und seine Angehörigen ziehen freudig los, um die gute Nachricht zu verbreiten und die Spielerschaft mit einer Schwemme neuer Spiele zu beehren, alte Systems zu revitalisieren und mit brandheißen Lizenzen daherzukommen.

So präsentiert uns Genregröße Feder & Schwert die neue Lizenz zu „Dungeons & Dragons 4th Edition“ – kurz D&D 4E – die bei den Fans heiß diskutiert wird. Gleichzeitig wird auch fleißig das Vorzeigespiel „Warhammer Fantasy Rollenspiel“ verlegt und kommt bald „Schattenjäger“ auf den Markt, das im Universum von „Warhammer 40.000“ spielt. Dabei kooperiert Feder & Schwert mit dem Heidelberger Spieleverlag, der für die deutsche Lokalisation von Brettspiele wie „Doom“ und „Descent“ bekannt ist.

Fantasy Productions hat sich aus dem deutschen Rollenspielmarkt zurückgezogen und bereits vor einiger Zeit „Das Schwarze Auge“ an Ulisses Spiele abgegeben. Ein fleißiger Verlag, der unter anderem auch Spiele wir „Iron Kingdoms“ und „Anima“ unter seinen Fittichen hat, nebenbei aber nun auch die „Pathfinder“-Reihe des US-Verlags Paizo übersetzt und dieses Jahr die Neuauflage von „Space Gothic“ auf den Markt bringt.

Auch Pegasus zieht nun gleich und bringt neben den bisherigen Haussystemen („Cthulhu“ und „Midgard“) „Quest – Zeit der Helden“ auf den Markt. Das Spiel richtet sich an Neueinsteiger im Bereich der Rollenspiele. Und als dicken Fisch konnte Pegasus „Shadowrun“ an Land ziehen – was vor allem die Fans erfreuen dürfte. Für Fun-Rollenspieler bieten die Friedberger übrigens „KOBOLDE!“ an.

Auch 13Mann baute dieses Jahr sein Programm fleißig aus. Unter anderem für die deutsche Ausgabe von „Rolemaster“ bekannt, bietet der Verlag aus Düsseldorf in seinem Programm auch „Heredium“ und „Signum“ an. Für Rollenspielkenner und Science Fiction Fans ist aber ein anderes Spiel der Knaller 2008: „Traveller“ ist zurück! Ja, meine Freunde des gepflegten Spiels, 13Mann übersetzt und verlegt den Klassiker unter Lizenz für Deutschland.

Wer hier nun bereits vor Freude schier platzt, wird es jetzt ganz sicherlich. Shooting Star des Jahres – und damit von 0 auf 100 innerhalb kurzer Zeit – ist Prometheus Games. Sie haben mit „Elyrion“ ein neues deutsches Rollenspiel geschaffen und publizieren zusammen mit Projekt Kopfkino auch deutsche Spaß-Rollenspiele wie „Ratten!“ und „Funky Colts“. Neben deutschen Produkten, kommen aber auch Lizenzen aus Überseee. Da wäre erst einmal „Savage Worlds“ zu nennen. Allerdings keine reine Übersetzung, nein, Prometheus Games plant auch deutschsprachige Settings und Produkte, drückt dem Spiele seinen eigenen Stempel auf. Und um die Kiste ganz voll zu machen, hat sich der Duisburger Aufsteiger auch noch die Lizenz zu White Wolfs Knaller „Scion“ besorgt – die Übersetzung der bisher erschienen vier Bände ist zur Spiel 2008 wohl abgeschlossen. Das sind mal echte Neuigkeiten!

Das gilt übrigens auch für Games-In. Kommt Pegasus mit der Cyberfantasy „Shadowrun“ daher, so bringen die Münchner die Neuauflage von „Cyberpunk“ in die Regale der Rollenspielläden – also true cyberpunk versus cyberfantasy. Und das, wo Games-In auch „Earthdawn“ und „7te See“ als starke Spiele im Programm haben. Der deutsche Rollenspieler hat also die Qual der Wahl – mehr denn je. Mal ganz abgesehen von den eher ruhigeren Vertretern wie Truant oder auch Nackter Stahl. Hinzu kommen unzählige Fan-Rollenspiele, die dank Internet ebenfalls ihre Spieler erreichen.

So weit ein kleiner Blick auf den deutschen Rollenspielmarkt, anlässlich der im Oktober stattfindenden Spieltage 2008 in Essen. Mal sehen, was am Ende tatsächlich produziert wird und was für Verlage bestehen bleiben – die Zukunft wird spannend.

Ich denke niemals an die Zukunft. Sie kommt früh genug.
– Albert Einstein

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